5 Fakten, die du über das Salzbergwerk Altaussee noch nicht weißt!
Altaussee ist bei aller Fremdenverkehrsidylle bis heute ein aktiver Bergwerksort.
Hier findest du ein paar spannende Geschichten, die du bestimmt noch nicht über das Salzbergwerk Altaussee gewusst hast!
1. Freiheit für die Ehefrauen 2. Der malerische Altausseersee 3. Ein Harter Schulweg 4. Der Dienstbote 5. Der Genter Altar
1. Der Aufstand der Ehefrauen
Heute arbeiten rund 60 Bergmänner im größten aktiven Salzbergwerk Österreichs. Der Höchststand belief sich um das Jahr 1906 auf 238 Bergmänner. Bis in die 1960er Jahre waren einfache Bergmänner am Steinbergareal „kaserniert“ und schliefen unter der Woche in einem Schlafsaal. Die Meister wohnten gemeinsam mit ihren Familien in größeren Wohnungen am Areal. Auch die Werkseinrichtungen wie Büros, Werkstatt, ein Sägewerk und sogar eine Schmiede waren hier oben zu finden. Als die Betriebseinrichtungen zum Erbstollen im Jahr 1961 direkt ins Dorf Altaussee übersiedelten, waren auch die Männer unter der Woche wieder bei ihren Familien. Es kursieren Geschichten, dass die Altausseer Frauen von der Tatsache nicht begeistert waren, dass sie ihre gewohnte Freiheit unter der Woche aufgeben mussten. So organisierten sie kurzerhand einen Umzug mit schwarzer Fahne durch den gesamten Ort.
2. Der Altausseersee als Zeichenbrett
Die „Markscheidekunst“, also das genaue Vermessen der Stollen, war bereits in früheren Zeiten mit Kompass und einfachen Winkelmessungen weit fortgeschritten. Hauptaufgabe der Markscheider war und ist es, die Grenzen („Marken“, „Markscheide“) von verliehenen Bergbauberechtigungen festzulegen und verschiedene Bergbautreibende voneinander entlang dieser Grenzen zu trennen („scheiden“).
Der berühmte Bergmeister von Altaussee Kilian Kalss hat 1603 alle Ausseer Stollen vermessen und 1611 eine erste genaue Grubenkarte angefertigt. Als „Planungsgrundlage“ diente ihm dabei der zugefrorene Altausseer See, auf dem er die Längen und Winkel der Stollen im Maßstab 1:1 in den Schnee zeichnete. Dies konnte mehrere hundert Meter groß sein. Heute kommen moderne Mitteln wie Laser und 3-D Modelle zum Einsatz.
3. Der Schulweg durch die Stollen
Höhergestellte Bergmänner wohnten gemeinsam mit ihren Familien in zugewiesenen Dienstwohnungen. Eine davon befand sich am „Moosberg“, hoch über Altaussee. Die Kinder mussten auch bei strengen Wintern ins Dorf nach Altaussee in die Schule. Wer das Ausseerland kennt, weiß wie viel Schnee hier möglich ist! Findige Kinder der Bergmeister nutzten so eine Abkürzung durch den Moosbergstollen bis in den Steinbergstollen, um mühsames Schneestapfen zu vermeiden. Von dort ging es dann oft mit dem Schlitten in die Schule. Viel mühsamer war wahrscheinlich wieder der Aufstieg…
4. Der Dienstbote für die Ehefrauen
Die Ehefrauen der Meister im Bergbau führten – verglichen mit anderen – ein privilegiertes Leben: Sie mussten die Einkäufe nicht selbst erledigen, sondern schickten den „Gaimel“ rund fünf Kilometer ins Dorf um diese zu besorgen. Ein „Gaimel“ war entweder ein ausgedienter Bergmann oder ein junger Lehrling, der die harte Arbeit unter Tage nicht mehr (oder noch nicht) erledigen konnte und war meist mit einfachen Aufgaben betraut. Viele Geschichten und Missverständnisse ereigneten sich – zum Amüsement der Bevölkerung – bei den Aufträgen und der Ausführung.
Als eine Dame aus Deutschland, die einen Steiger geheiratet hatte, den „Gaimel“ ins Dorf nach Altaussee schickte, um „Blumenkohl“ zu besorgen, brachte ihr dieser einen Blumenstrauß der im Volksmund „Kohl“ geheißenen Gärtnerei. Hätte sie doch nur das einheimische Wort „Karfiol“ verwendet…
5. Der Genter Altar als Jausenbrett?
Während des 2. Weltkriegs waren unbezahlbare geraubte Kunst- und Kulturgüter aus ganz Europa im Altausseer Salzbergwerk eingelagert. Ein Prunkstück war sicherlich der weltberühmte Genter Altar. Dazu gibt es eine ganz besondere Geschichte: Als die Amerikaner Altaussee befreiten und die Kunstschätze im Bergwerk sicherten, fehlte eine der Tafeln. Verzweifelt wurde überall im Bergwerk gesucht, doch sie blieb verschollen. Der Verdacht lag nahe, dass sie irgendwer entwendet hatte. Als die Verantwortlichen die Hoffnung bereits fast aufgegeben hatten, tauchte sie in einem untertägigen Pausenraum der Bergmänner wieder auf. Die nichtsahnenden Arbeiter hatten sie als provisorische Tischplatte genutzt und Brot und Speck darauf geschnitten!
Heute wissen wir, dass die Geschichte nicht wahr ist. Sie ist aber zu gut, sie nicht zu erzählen! So wurde sie sogar im Hollywoodfilm „Monuments Men“ mit George Clooney übernommen und kurzerhand ins Salzbergwerk Merkers in Deutschland verlegt. Auch im historisch genaueren Film „Ein Dorf wehrt sich“ hat sie Eingang gefunden.
TIPP:
Ab 23. März 2024 können Gäste eine interaktive Projektion des Altars in den Salzwelten Altaussee bewundern!
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Zum Autor
Mag. Harald Pernkopf
Harald ist Pressesprecher der Salzwelten GmbH. Er ist im wunderschönen Ausseerland zuhause und kennt sowohl die Region, als auch die Stollen unserer drei Salzbergwerke, wie seine Westentasche.