"Das Glück der Kunst" Zwei Originale im Springerwerk
Im Zuge der Recherche zur 2019 eröffneten Schaustelle „Das Glück der Kunst“ sind zwei Ölgemälde aufgetaucht, die bei der Kunstgutbergung im 2. Weltkrieg dabei waren. Bei den Sonderführungen „Bomben auf Michelangelo“ können sie näher betrachtet werden. Die spannende Geschichte, wie Europas Kunstschätze gerettet wurden, könnt ihr hier nachlesen.
Im Jahr 2018 wurde der Plan gefasst, zur Kunstgüterbergung im 2. Weltkrieg eine große Schaustelle in den Salzwelten Altaussee zu gestalten. Ich bekam den Auftrag, das umfangreiche Archiv des Salzbergbaues Altaussee zu durchforsten. So verbrachte ich viele Stunden dort und bekam einen ersten Eindruck vom umfangreichen – und oft widersprüchlichen – Material. Eines Tages kam eine Kollegin auf mich zu und machte mich auf ein Ölgemälde in ihrem Büro „Christus in Emmaus“ aufmerksam: dieses Bild sei bei der Kunstgutbergung dabei gewesen. Auf dessen Rückseite befand sich eine Aktennotiz des Betriebsleiters aus dem Jahr 1993.
Diese Notiz besagt: „Die beiden Bilder befanden sich vor Oktober 1992 im Wässererraum im Steinberghaus. Im Zuge der Versetzung der Wässerer* ins Erbstollengebäude stellte sich die Frage nach dem Eigentümer der Bilder. Seitens der Wässerer wurde behauptet, die beiden Bilder gehören der Belegschaft. Seitens der Betriebsleitung wurde daraufhin mit ehemaligen Betriebsleitern und mit Pensionisten Kontakt aufgenommen. Aus diesen Nachforschungen ergibt sich folgender wahrscheinlicher Sachverhalt: Die Bilder stammen aus dem Bestand der Kunstguteinlagerung im 2. Weltkrieg. Nach dem Krieg wurden für diese Bilder keine Eigentümer gefunden. Die Bilder wurden vom Institut für Denkmalpflege Wien der Belegschaft für ihre Mithilfe bei der Kunstgutbergung überlassen. Aufgrund dieses Sachverhaltes ist die Belegschaft des Salzbergbaues als Eigentümer der Bilder anzusehen. Die Bilder haben im Betriebsgebäude des Salzbergbaues Altaussee zu verbleiben. Die spezielle Nutzung bleibt jedoch der Belegschaft überlassen.“
* Wässerer m.; der, die
der beim Laugwerksbetrieb beschäftigte Arbeiter: er wacht über die Wässerung und die Grädigkeit der Lauge im Werk und macht Eintragungen in das Wässerungsbuch
(Bergmännisches Handwörterbuch für Fachausdrücke im Salzbergbau- und Sudhüttenwesen.
Man kann sich bildlich vorstellen, wie es dem Betriebsleiter ergangen ist, als er die Ölgemälde zum ersten Mal bewusst wahrnahm; wusste er doch genau über die Kunstgutbergung im 2. Weltkrieg Bescheid…
Jetzt galt es noch, das zweite erwähnte Bild zu finden „Christus und Maria Magdalena“. Fieberhaft wurde alles abgesucht, vom Keller bis zum Dachboden. Als wir die Hoffnung schon fast aufgegeben hatten, fiel einem Mitarbeiter beim Mittagessen im Aufenthaltsraum ein Gemälde an der Wand auf. Es zeigte Christus und Maria Magdalena. Nach einem kurzen Schockmoment drehte er das Bild um und auf der Rückseite hing genau diese Aktennotiz!
Dankenswerterweise haben uns unsere Kollegen vom Salzbergbau Altaussee die Bilder als Dauerleihgabe überlassen. Heute finden sie einen würdigen Platz in der Ausstellung im Springerwerk und sind für die Gäste der Salzwelten zu besichtigen. Vielleicht handelt es sich bei den Gemälden nicht um vergessene Rembrands oder Vermeers. Bedenkt man allerdings die Geschichte, die hinter den Bildern steckt, stellen sie zumindest für uns einen unbezahlbaren Schatz dar.
Vielleicht kommst du einmal bei uns vorbei und stattest den Bildern einen Besuch ab? Die beste Gelegenheit dazu bietet die Sonderführungen „Bomben auf Michelangelo“.
Im Kunstkatalog der Salinen Austria werden die Bilder folgendermaßen beschrieben:
- „Christus und Maria Magdalena“, Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert, Öl auf Leinwand. „Noli-me-tangere“ Szene vor Stadtkulisse. Maria Magdalena vor dem auferstandenen Christus kniend, das Salbgefäß neben sich. Einfacher gold-schwarzer Rahmen.
- „Christus in Emmaus“ Ende 18./Anfang 19. Jahrhundert, Öl auf Leinwand. Christus mit den beiden Jüngern sitzend, auf dem Tisch ein Brotlaib. Hintergrund Säule mit Landschaftsausblick. Vergoldeter Profilrahmen. Nach einer Bildvorlage aus dem 17. Jahrhundert.
Zum Autor
Mag. Harald Pernkopf
Harald ist Pressesprecher der Salzwelten GmbH. Er ist im wunderschönen Ausseerland zuhause und kennt sowohl die Region, als auch die Stollen unserer drei Salzbergwerke, wie seine Westentasche.